Seine Kindheit war zu einem großen Teil vom Kriegsgeschehen geprägt. Dementsprechend hart waren die Zeiten damals für die junge Familie. Was er allerdings an Werten durch sein Elternhaus für sein Leben mitbekam, davon profitierten schließlich wir Kinder und alle Menschen, denen er im Laufe seiner Reise begegnete.
Nach der Grundschulausbildung in Ungenach wurde er zum ersten „Zuaroarer“ unseres Großvaters, der damals in den 50er Jahren eine Schottergrube in Schwanenstadt betrieb. Leider musste er wegen einer schweren Erkrankung diese körperliche Arbeit wieder aufgeben und damit war quasi der Grundstein für seine spätere Beamtenkarriere gelegt. Er tauschte den Schaufelstiel mit der Schreibmaschine.
In die für ihn so ereignisreichen 50er Jahre fällt 1958 die Heirat mit unserer Mutter – Marianne Baumgartinger. Aus heutiger Sicht könnte man sie auch Marianne I. benennen. Gleich darauf – nach Berechnungen eigentlich viel zu früh – kommt sein erster Sohn Pepi zur Welt.
Im selben Jahr wurde er auch von Frau Johanna Eckl (Bestatterswitwe) adoptiert und übernahm neben dem Namen auch die „Bestattung Eckl“.
Die 60er Jahre begannen wiederum mit zwei Paukenschlägen für unsere Eltern – der Geburt ihres zweiten Sohnes Mandi 1960 und ihrer ersten und einzigen Tochter Gabi 1964.
Ansonsten weiß ich ehrlich gesagt nicht, was aus den 60er Jahren zu berichten wäre, außer dass die Eltern sehr viel, wirklich sehr viel, gearbeitet haben. Der Papa half oft schon von 5 – 7 Uhr früh der Oma am Bauernhof in Gallaberg und fuhr anschließend mit seinem VW Käfer (auf den er wirklich stolz war) ins Gemeindeamt nach Weyregg. Er kehrte am Abend wieder zurück und war dann für die Bestattung unterwegs.
Die Mama versorgte die Kinder – schickte alle in die Schule oder Kindergarten und sie schaukelte dann während des Tages als Vertretung von Papa die Bestattungsgeschäfte.
Für beide war es sozusagen ein 24/7-Job.
Und doch musste irgendwie und irgendwann Zeit für Privates geblieben sein, denn 1974 kam, zur großen Freude der Eltern, sein dritter Sohn Christoph auf die Welt.
Ich bin mir sicher, er hat gespürt, dass damit auch die Bestatternachfolge geregelt war. Unser Vater hat viel geplant und auch wenn er es nicht geplant hat, hat es am Schluss so ausgesehen, als ob er es geplant hätte. Heute würde man sagen, das ist hohe Managementschule.
Nicht dass er jemanden von uns Kindern in eine Rolle gedrängt hätte – nein ganz im Gegenteil: Er gab uns viele Freiheiten, die manchmal nur von unserer Mutter eingeschränkt wurden (nicht immer zu Unrecht), aber er zeigte eben damit, welch großes Vertrauen er in uns hatte.
Ich glaube, DAS machte uns zu einem guten Teil zu DEM, was wir heute sind.
In dieser Zeit (in den 70er Jahren) steigerte er sein Reisetempo = Arbeitspensum noch einmal um eine weitere Nuance – er wurde nebenberuflicher Versicherungsvertreter. Die Ausbildung der zwei halbwüchsigen Söhne Joe und Mandi kostete Geld – sie besuchten die Handelsakademie bzw. die HTL, wobei er manchmal nicht genau wusste, wer in welche Schule und welche Klasse ging. Aber er vertraute uns eben.
Die Tochter Gabi absolvierte eine Friseurlehre und dann die Ausbildung zur Krankenschwester – hier will ich ihm nicht unterstellen, dass er da auch schon an seine Krankheiten gedacht hatte, aber geschadet hat‘s nicht. Die Gabi hat sehr viel für den Papa getan und sich gerade in den letzten Wochen zusammen mit Kathi und Marianne intensiv um ihn gekümmert.
In Weyregg – seiner zweiten Heimat – war er mittlerweile auch etabliert, respektiert und fast integriert gewesen – was, wer Weyregg ein wenig kennt, für einen „außerirdischen Timelkamer“ fast unmöglich erschien. Aber er schaffte das und wurde schließlich dafür belohnt, als er dann 1983 zum Amtsleiter der Gemeinde Weyregg ernannt wurde. Er war zurecht stolz darauf, dass er das ohne höhere Schulbildung geschafft hat.
Er war also Anfang der 80er Jahre unterwegs als Nebenerwerbslandwirt – Amtsleiter – Bestatter – und Versicherungsvertreter. Alle diese Aufgaben meisterte er bravourös. Das alles war ihm aber nur möglich, weil er in allen seinen Aktivitäten das Menschliche in den Vordergrund stellte.
So sagte er auch immer: Die positiven Begegnungen mit Menschen sind es, die das Leben lebenswert machen. Und solche Begegnungen hatte er viele.
Ich weiß nicht, woher er die Zeit nahm, aber immer wieder klopfte etwas Neues an. Es war anscheinend unvermeidbar, dass er auch politisch aktiv wurde. So kam er zum ÖVP-Obmann und Vizebürgermeister in Timelkam, gründete dann auch einen Wirtschaftsverein (heutige TIWI) und organisierte Weihnachtsmärkte, Gewerbeausstellungen und vieles mehr. Nicht dass jemand glaubt, er hatte dadurch Freizeitstress – nein, er war auch aktives Mitglied der freiwilligen Feuerwehr, die ihm immer sehr am Herzen lag und schließlich suchte der Kameradschaftsbund zu dieser Zeit noch einen Obmann für die Jungkameraden – auch da konnte er nicht nein sagen.
Also Papa, das Tempo, das du da gefahren bist, war manches Mal schon eine kleine Geschwindigkeitsüberschreitung. Ja, du hast dein Potential voll ausgeschöpft und großzügigst an deine Familie und Freunde verteilt. Schonung war kein Thema.
Er ist dann 1994 als Amtsleiter der Gemeinde Weyregg in Pension gegangen und wurde mit dem Ehrenring der Gemeinde verabschiedet und bis heute, 25 Jahre danach, bist du vielen Weyreggern in bester Erinnerung. Das hat ihn immer so gefreut.
Die Pensionierung war aber kein Absprung von einem fahrenden Schnellzug, sondern, man könnte sagen, nur ein Umsteigen in einen Regionalexpress.
Du hast gesehen, dass man ein modernes Bestattungsunternehmen nicht im Zweitberuf weiter betreiben kann und hast daher sofort nach deiner Pensionierung geschaut, den Betrieb so auszubauen, damit dein Nachfolger ein überlebensfähiges Unternehmen weiterführen kann.
In dieser Zeit, Ende der 90er Jahre hast du gemeinsam mit Christoph und dem Pfusterer Sepp den Preisingerhof umgebaut und den Betrieb von Timelkam nach Gallaberg verlegt und übergeben und gleichzeitig hast du dich aufopfernd um unsere Mutter gekümmert, die dir leider durch ihre Krankheit am Schluss nicht immer die notwendige Unterstützung geben konnte.
Das war keine leichte Zeit für dich und um die Jahrtausendwende bist du ja selbst schwer erkrankt und warst dem Tode, der Mama 2001 ereilte, auch schon sehr nahe.
Aber Gott sei Dank und zu unser aller Freude sollte es damals für dich noch nicht das Ende deiner Reise sein.
Dank vieler hervorragender Ärzte und Pfleger und Dank der Pharmaindustrie (er schluckte bis zuletzt täglich 25 verschiedene Tabletten) bist du schließlich noch fast 82 Jahre geworden.
In Wirklichkeit aber (d. h. wahrscheinlich trotz der vielen Medikamente) bist du aus ganz anderen Gründen so alt geworden und diese Gründe hast du alle in deinen letzten „HINWEISEN für Tätigkeiten nach dem Ableben“ im Kapitel „Weitere Anordnungen und Willensäußerungen“ festgehalten:
- Ich bin sehr stolz auf alle meine Kinder und Schwiegerkinder.
- Danke euch allen ganz herzlich. Ich habe euch alle recht lieb.
- Marianne hat mir noch eine sehr schöne Zeit geschenkt. Danke auch ihr für ihre Liebe. Schließt sie auch in die Familie wie bisher ein.
- Alle Enkel und Urenkel sind sehr lieb und haben mir immer große Freude bereitet. Danke euch.
- Liebe Grüße noch an meine Geschwister mit Familien, an die Freunde und an alle, mit denen ich verbunden war.
- Trotz der vielen Probleme bin ich stolz auf die Mutti und Dank auch noch an sie.
- Seid nicht kleinlich zueinander und haltet immer zusammen.
- Mein Leben war sehr schön. Habe viel Freude erlebt.
Danke allen für das Schöne.
PS: Ich glaube, es war so zwei oder drei Tage, bevor er gestorben ist – er konnte nur mehr leise sprechen und aus dem Nichts hat er begonnen:
P: Ah da wird se da Samstag a nu ausgeh.
J: Für was? – hab i gfragt.
P: Für mein Begräbnis – hat er gsagt.
J: Wieso Samstag?
P: Wei da die meisten Leit Zeit habn.